Rückblick 3. Mose / Levitikus

Nein, ich habe noch nicht aufgegeben! Aber das dritte Buch Mose ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Über zwanzig Seiten werden Gesetze für alles und jedes aufgelistet. Das ist so trocken, dass mich nur schon das Inhaltsverzeichnis vom Weiterlesen abgehalten hat. Deshalb hat es nun ein bisschen gedauert. Einen kurzen Rückblick gibt es trotzdem. Wer es genauer wissen will, verweise ich gerne an die Wikipedia.

Zu Beginn werden alle Arten von Opferungen dargelegt, wie und wann diese Auszuführen sind und was mit dem Fleisch genau gemacht werden soll. Nur schon diese Kapitel wären einen Grund gewesen, die Bibel gleich wieder zur Seite zu legen.

Danach folgt der erste Opfergottesdienst, wo innhalb sieben Tage ganze neun Stiere, ein Ziegenbock und sechzehn Schafböcke verbrannt wurden! Nicht schlecht für ein Volk, welches sich auf der Flucht durch eine Wüste befindet.

In 11.7 steht die Grundlage, warum noch heute im Judentum und Islam kein Schweinefleisch gegessen wird. Weiter geht’s mit einer äusserst langfädigen Auseinandersetzung mit aussätzigen Leuten.
Und nun weiss ich endlich, woher der Begriff Sündenbock kommt (siehe 16.20). Interessanterweise wird auch Wahrsagerei und Zauberei hier explizit verboten. Und man darf sich während des Trauerns nicht tätowieren lassen. Warum auch immer.

Weiter möchte ich auf das dritte Buch Mose gar nicht eingehen. Vieles hat bei mir Kopfschütteln ausgelöst und liesse sich sicher auch genüsslich zerlegen. Aber was will ich hier auf irgendwelchen uralten Regeln rumhacken. Ich bin froh, das Levitikus (davon kommt übrigens „jemandem die Leviten lesen“) hinter mit zu haben und hoffe, dass die weitere Literatur ein bisschen interessanter wird.

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Rückblick 2. Mose / Exodus

Das zweite Buch Mose startet recht flott mit der Ernennung Moses zum Retter des Volkes Israel und den zehn Plagen, welche die Flucht aus Ägypten überhaupt ermöglichten. Es folgten die Teilung des Meeres und die zehn Gebote, welche Mose auf dem Berg Sinai entgegen nehmen konnte. Auch die Geschichte vom Goldenen Kalb ist allgemein bekannt.

Dazwischen gab es aber einige äusserst langatmige Stellen: Einem Gesetzbuch gleich werden Regeln und Gebote für nahezu jede (damals) erdenkliche zwischenmenschliche Unstimmigkeit definiert. Später erfolgt eine längere Anweisung zum Bau des heiligen Zeltes inklusive der Art des zu verbrennenden Öls und der Bekleidung der Priester.

Interessant finde ich, dass es sehr viele Dialoge direkt zwischen Mose und Gott gibt. Letzterer spricht nicht über einen Stellvertreter (z.B. einen Engel) oder im Traum mit Mose, sondern ganz direkt. Da wir also direkt einem Gespräch mit Gott lauschen, lassen sich auch einige Rückschlüsse auf sein Wesen ziehen. Angriffe auf seine Person nimmt er äusserst persönlich und reagiert in diesen Situationen schnell mal zornig. Und wenn Gott zornig wird, lässt er schon mal ganze Völker dahinraffen.

Was mich insbesondere erstaunt ist die enge Verbindung von Gott mit dem Volke Israel. Alle anderen Menschen scheinen nicht sonderlich in seiner Gunst zu stehen. Warum will/wollte die (katholische) Kirche unbedingt andere Menschen von Ihrem Glaube überzeugen, wenn diese doch gar nicht sonderlich von Gott beachtet werden? Ich bin gespannt, ob und wann der in der Bibel beschriebene Gott als Gott aller Menschen dargestellt wird.

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Grenzenlose Güte

Für das Zitat, auf welches ich heraus will, muss ich zuerst ein bisschen ausholen: Während Mose auf dem Berg Sinai weilt, erstellt das Volk Israel unter Anleitung von Aaron das berühmte Goldene Kalb. Diese beten sie an, was weder Gott noch (zwangläufig) Mose sehr amüsant findet. Ersterer will gar zu drakonischen Massnahmen greifen:

Weiter sagte der Herr zu Mose: »Ich habe erkannt, dass dies ein widerspenstiges Volk ist. Deshalb will ich meinen Zorn über sie ausschütten und sie vernichten.
2. Mose 32,9

Dank gutem Zureden konnte Mose aber sein Volk retten. Als er aber vor Ort selbst das goldene Kalb und die darum tanzenden Leute erblickte, zerstörte er das Kalb und rief:

»Her zu mir, wer zum Herrn hält!«
2.Mose 32,26

Alle Leviten kamen und Mose sagte zu ihnen:

»So spricht der Herr, der Gott Israels: Nehmt euer Schwert und geht durch das ganze Lager, von einem Tor zum andern! Tötet alle, die schuldig geworden sind, selbst eure Brüder, Verwandten und Freunde!«
2.Mose 32,27

Und dies taten sie auch:

Die Leviten führten den Befehl aus und töteten an jenem Tag dreitausend Mann.
2.Mose 32,28

Dreitausend Mann werden an einem Tag in Gottes Namen umgebracht! Dieses Massaker muss man sich einmal vorstellen.

Und nun komme ich zu des Pudels Kern: Zwei Seiten weiter sagt Gott folgendes zu Mose:

Ich bin ein Gott voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos. Ich erweise Güte über Tausende von Generationen hin, ich vergebe Schuld, Verfehlung und Auflehnung; aber ich lasse auch nicht alles ungestraft hingehen. Wenn sich jemand gegen mich wendet, dann bestrafe ich dafür noch seine Kinder und Enkel bis in die dritte und vierte Generation.
2.Mose 34,6

Ich halte diese Aussage für einen Widerspruch in sich. Denn grenzenlos ist ein starkes Wort, welches keinen Interpretationsspielraum lässt. Trotzdem proklamiert Gott zuerst seine grenzenlose Güte und Treue, um diese im nächsten Satz schon wieder einzuschränken. Und zwar nicht zu knapp: Seine Feinde will er bis in die vierte Generation bestrafen.
Im ersten Zitat dieses Artikels will er gleich das ganze Volk vernichten. Nennt man dass Geduld und grenzenlose Treue? Wo bleibt die Vergebung für die Auflehnung?
Wiederholt kündigt er die Vertreibung der anderen Völker an, welche bis a dato im gelobten Land leben. Wo ist da die grenzenlose Güte? Wem wird dabei die Schuld und Verfehlung vergeben?

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Schutzgeld

Nach der Bauanleitung für die Bundeslade folgten noch über sieben Seiten, auf denen haarklein beschrieben wird, wie das heilige Zelt gebaut werden soll, was die Priester für Kleidung tragen sollen, wie er in sein Amt eingesetzt werden soll, welche Opfer zu erbringen sind und dergleiche mehr. Als ich schon fast eingeschlafen war, kommt das Kapitel mit dem Titel „Die Kopfsteuer für das Heiligtum“. Gott schreibt eine Kopfsteuer vor?!?

Der Herr sagte zu Mose: »Wenn du die Zahl der wehrfähigen Männer in Israel feststellst, muss jeder der Gezählten mir ein Sühnegeld für sein Leben zahlen. Sonst könnte zur Strafe eine schwere Seuche unter ihnen ausbrechen. Jeder männliche Israelit ab 20 Jahren muss mir als Opfergabe ein halbes Silberstück zahlen, gewogen nach dem Gewicht des Heiligtums, das Silberstück zu zwölf Gramm.
2. Mose 30,11

Gott scheint Marxist zu sein:

Ein Reicher soll nicht mehr zahlen und ein Armer nicht weniger. Mit dieser Abgabe leistet ihr Sühne, damit ihr am Leben bleibt.
2. Mose 30,15

Und hier noch, was mit dem Geld anzufangen ist und vorallem warum es überhaupt abzugeben ist:

Du nimmst das Geld von den Männern Israels in Empfang und gibst es den Priestern für den Dienst am Heiligen Zelt. Es soll die Israeliten bei mir in Erinnerung bringen, damit ich mich ihnen freundlich zuwende und sie verschone.«
2. Mose 30,16

Gott hat doch die Menschen selbst erschaffen. Und nun müssen die Menschen dafür bezahlen, dass sie am Leben bleiben dürfen? Ist Gott ein Mafiaboss, der Schutzgeld eintreibt?

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Bastelstunde

Liebe Kinder, heute basteln wir uns eine Bundeslade! Alles was Ihr dazu braucht, ist etwas Akazienholz und einen kleinen Goldbarren. Alles bereit? Dann kann’s ja los gehen!

Die Israeliten sollen eine Lade aus Akazienholz anfertigen: eineinviertel Meter lang, drei viertel Meter breit und ebenso hoch. Außen und innen soll sie mit reinem Gold überzogen sein und ringsum mit einer Goldleiste verziert. Lass vier Ringe aus Gold gießen und sie an den vier Ecken anbringen, sodass an jeder Längsseite zwei Ringe sind. Weiter lass Stangen aus Akazienholz machen und sie mit reinem Gold überziehen. Die Stangen sollen durch die Ringe an den Seiten der Lade gesteckt werden, damit man die Lade tragen kann. Die Stangen müssen in den Ringen bleiben und dürfen nicht entfernt werden. […] Lass eine Deckplatte aus reinem Gold herstellen, die in den Maßen genau auf die Lade passt. An den beiden seitlichen Enden der Deckplatte werden zwei geflügelte Kerubenfiguren aus getriebenem Gold angebracht. Sie stehen einander zugewandt, den Blick auf die Deckplatte gerichtet; ihre Flügel halten sie schirmend über der Platte ausgebreitet.
2. Mose 25,10

War doch gar nicht so schwierig, oder? Und das nächste Mal bauen wir uns ein schönes Holzpferd! Bis bald!

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Parteiisch

Ist Gott nicht der Herr aller Menschen und liebt jeden so wie er ist? Jedenfalls dachte ich bis jetzt, dies sein eine der Kernaussage der Kirche. Als Mose mit seinem Volk auf den Weg ins gelobte Land vor dem Berg Sinai stand, bekam er dort nicht nur die bekannten Steintafeln von Gott überreicht, sondern auch eine ganze Reihe anderer Gesetze. Unter dem Titel „Heilszusagen und Warnung“ steht folgendes:

Mein Engel geht vor euch her und bringt euch in das Land der Amoriter, Hetiter, Perisiter, Kanaaniter, Hiwiter und Jebusiter. Ich werde alle diese Völker vernichten. Folgt nicht ihrem schlimmen Beispiel! Werft euch nicht vor ihren Göttern nieder, dient ihnen nicht! Stürzt ihre Götzenbilder um und zerschlagt ihre Steinmale.
2. Mose 23,23

Und einen Absatz weiter das:

Angst und Schrecken werde ich vor euch hersenden. Ich werde die Völker, zu denen ihr kommt, in Verwirrung stürzen; alle eure Feinde werden vor euch die Flucht ergreifen. Panik werde ich vor euch her verbreiten und so die Hiwiter, Kanaaniter und Hetiter vertreiben.
2. Mose 23,27

Der hier erwähnte Gott scheint definitiv nur und ausschliesslich auf der Seite des Volkes Israel zu stehen. Alle anderen Völker werden rücksichtslos aus ihrem Heimatland vertrieben, obwohl sie weder sich noch den Israeli etwas zu schulden kommen liessen.
Ich stamme ethnologisch sicher nicht vom Volk Israel ab. Bin ich also der Feind Gottes? Will er mich in Verwirrung stürzen und vernichten? Verwirrt bin ich nun jedenfalls.

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Altar

Wann man an einen Altar denkt, kommt einem doch so etwas in den Sinn:
Klassischer Altar
Dabei steht in der Bibel klipp und klar:

Wenn ihr aber einen Altar aus Steinen für mich bauen wollt, dürft ihr nur unbehauene Steine verwenden. Wenn der Stein mit dem Meißel in Berührung gekommen ist, ist er entweiht.
2. Mose 20,25

Also ich habe in noch keiner Kirche einen Altar gesehen, der aus unbehauenem Stein besteht…

Update: Ein paar Sätze vor obigem Zitat ist klar die Rede von einem Altar zur Darbringungen der Opfer. Auch die Schacherklärung weiss darauf hin, dass grundsätzlich ein Brandopferaltar gemeint ist. Was ich auf obigem Bild gezeigt habe und auch in den meisten Kirchen rumsteht ist also kein Altar im Sinne der Bibel. Also spricht nichts dagegen, diesen aus behauenem Stein zu fertigen.

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Egoismus

Vor den ganzen Plagen sagt Gott folgendes zu Mose:

Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr mir an diesem Berg Opfer darbringen und mich anbeten.
2. Mose 3.12

Und nach der letzten Plage noch das:

»Weihe mir alle Erstgeburten! Jedes männliche Kind, das als erstes von einer Frau geboren wird, und jedes männliche Tier, das als erstes von einem Muttertier zur Welt gebracht wird, gehört mir.«
2. Mose, 13,2

Hat Gott das wirklich nötig? Zusammen mit dem im letzten Artikel beschriebenen Machtbeweis wirft das ein äusserst fragwürdiges Licht auf Gott.

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Zweifelhafter Machtbeweis

Ich bin immer noch beim Pharao und dem Volk Israels in Ägypten. Da dieses das Land nicht verlassen darf, lässt Gott zehn Plagen wüten, um den Pharao gefügig zu machen. Man könnte also meinen, der Pharao sei einfach ein sturer Bock, aber dem ist nicht so:

Nun sagte der Herr zu Mose: »Geh zum Pharao! Ich selbst habe ihn und seine Minister so trotzig gemacht, damit ich alle diese Wunder unter ihnen vollbringen konnte […]«
2. Mose 10,1

Damit übernimmt Gott selbst die Verantwortung für die Starrsinnigkeit des Pharaos, um damit seine Macht demonstrieren zu können. Mit der zehnten und letzten Plage sterben alle erstgeborenen Menschen und Tiere. Also lässt Gott tatsächlich unschuldige ägyptische Kinder und Tiere sterben, nur um seine Macht und Grösse zu beweisen?

Und nein, ich reisse hier nicht ein Zitat völlig aus dem Kontext raus! Auch nach der Heuschreckenplage steht es nochmals geschrieben:

Aber der Herr machte den Pharao auch jetzt wieder starrsinnig, sodass er das Volk nicht ziehen ließ.
2. Mose 10,20
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Zaubertricks

Mose bekommt den Auftrag, mit dem Pharao zu reden und die Freilassung der Volk Israel aus Ägypten zu bewirken. Da dieser nicht einwilligt, lässt Gott zehn Plagen ausbrechen, um so den Pharao zum Einlenken zu bewegen. Zuerst wurde das Wasser des Nils zu Blut, zweifelslos eine Recht beeindruckende Aktion. Aber weit gefehlt:

Aber die ägyptischen Magier brachten mit ihren Zauberkünsten dasselbe fertig. Deshalb blieb der Pharao starrsinnig und ließ das Volk nicht ziehen, genau wie der Herr es vorausgesagt hatte.
2. Mose, 7.22

Auch die nächste Plage (Flösche) konnte von den Magiern reproduziert werden. Da kann David Copperfield noch was lernen!

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