Rückblick 4. Mose / Numeri

Kurz zusammengefasst beschreibt das 4. Buch Mose den letzten Teil der Reise des Volk Israel ins gelobte Land. Das dauert allerdings eine Weile. Den wieder einmal hat sich das Volk aufgelehnt und musste als Strafe 40 Jahre durch die Wüste irren. Dies weil Gott den Leuten untersagt hat, das gelobte Land zu erreichen. Erst die nächste Generation soll dort eintreffen dürfen.

„Die Reise ins gelobte Land“. Das tönt immer so schön und friedlich. Faktisch handelt es sich aber um einen gigantischen Kriegszug mit einer Armee von über 600’000 Mann. Wenn sie auf ein Volk treffen, kommt es schnell zur gnadenlosen Schlacht, welche die Einheimischen nicht überleben. Und auch das versprochene Land wird von Gott nicht etwa freigehalten. Vielmehr lebt dort bereits ein anderes, starkes Volk. Und auch dieses wird vermutlich weichen müssen.

Was haben alle diese anderen Völker in Gottes Augen so dramatisch falsch gemacht? Warum erhält nur das Volk Israel Gottes Gnaden? Warum muss das gelobte Land zuerst erkämpft werden, wenn es doch schon von Gott versprochen wurde?

Es kommt mir ein bisschen so vor, wie wenn ich jemandem ein Auto verspreche, welches aber gar nicht mir gehört. Statt dessen muss der Beschenkte zuerst den aktuellen Besitzer ermorden, damit er das Auto fahren darf. Das würde doch niemand mit klarem Geist machen! Aber hier scheint ein ganzes Volk genau das zu tun.

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Asyl

Gerade wird in der Schweiz heftig diskutiert, wie vielen Flüchtlingen aus Syrien wir Asyl gewähren sollen. Da ist es doch ganz interessant, dass dies schon in der Bibel thematisiert wird:

Insgesamt sollt ihr den Leviten 48 Städte mit dem dazugehörigen Weideland geben. Sechs davon sind als Asylstädte bestimmt, in die jeder fliehen kann, der unabsichtlich einen Menschen getötet hat.
4.Mose 37.6-7

Konkret geht es darum, dass sich ein beschuldigter Mensch dort von seinen Verfolgern in Sicherheit bringen kann. Ist er einmal in der Asylstadt drin, darf an ihm nicht mehr Blutrache vollzogen werden. Erst nach einem öffentlichen Gerichtsverfahren darf er getötet werden.
Das tönt nun alles recht martialisch, entspricht aber im Grundsatz noch dem heutigen Prinzip. Gemäss Wikipedia ist es sogar die erste schriftliche Erwähnung solcher Regeln und Gesetze. Und wieder etwas gelernt!

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Sterben

Stell dir vor, du stehst am Morgen auf, und Gott sagt folgendes zu dir:

Der Herr sagte zu Mose: »Steig auf das Abarim-Gebirge und blicke über das Land, das ich dem Volk Israel geben will! Danach musst du sterben, so wie dein Bruder Aaron gestorben ist.
4.Mose 27.12

Kann ein Tag schlechter beginnen, als wenn einem Gott sagt, dass man demnächst Sterben muss? Und das vielleicht noch an einem Montag? So etwas kann einem die ganze Woche versauen.

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Genozid

Wie im letzten Beitrag geschrieben schlägt das 600’000 Mann starke Volk Israel seine Zelte in der moabitischen Steppe auf. Darauf liessen sich die Männer mit den Moabiterinnen ein und begannen deren Gottheit anzubeten. Bekanntlich ist Gott von solchem Verhalten nicht sehr angetan:

Da wurde der Herr zornig und befahl Mose: »Nimm alle Anführer des Volkes fest und lass sie sofort, noch am hellen Tag, vor meinen Augen hinrichten, damit ich in meinem glühenden Zorn nicht das ganze Volk vernichten muss!«
4.Mose 25.4

Er spricht hier übrigens von seinem eigenen Volk. Zusätzlich wurden noch 24’000 Menschen durch eine Seuche hingerafft.

Damit scheint aber der Sache noch nicht genüge getan:

Der Herr befahl Mose: »Greift die Midianiter an und bestraft sie! Denn sie haben angefangen und euch heimtückisch angegriffen
4.Mose 25.16

Ich habe dieses Kapitel ein paar mal gelesen und konnte keine Stelle finden, wo die Midianiter irgendjemanden angegriffen haben. Zudem ist das Volk Isreal in ein fremdes Land eingefallen und hat sich mit den dortigen Frauen vergnügt. Trotzdem wurden keine halben Sachen gemacht:

Sie griffen die Midianiter an, wie der Herr es Mose befohlen hatte, und töteten alle Männer, auch die fünf Könige der Midianiter
4.Mose 31.7

Die Frauen und Kinder wurden gefangen genommen. Aber Mose war der Meinung, dass gerade die Frauen schuld waren. Schliesslich haben sie die Männer verführt. Deshalb befiehlt er dies:

Tötet alle Kinder, die männlichen Geschlechts sind, und alle Frauen, die schon mit einem Mann Verkehr gehabt haben!
4.Mose 31.17

Da wurde also im Namen Gottes gleich mal ein ganze Volk inklusive viele Kinder und Frauen ausgelöscht. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

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Wankelmütig

Das ganze Volk Israel läuft in der moabitischen Steppe ein und schlägt dort seine Zelte auf. Wie wir später herausfinden handelt es sich um über 600’000 Männer, dazu kommen noch Frauen und Kinder. Nicht ganz unverständlich also, dass Balak, König der Moabiter, nicht wirklich begeistert über diesen Aufmarsch ist. Deshalb bittet er den Magier Bileam, das Volk Israel zu verfluchen um es einfacher besiegen zu können.
Als weiser Mann fragt Bileam aber zuerst Gott an, der diesem Vorhaben natürlich nicht zustimmen kann.

Gott aber sagte zu Bileam: »Geh nicht mit ihnen! Du darfst dieses Volk nicht verfluchen, denn ich habe es gesegnet.«
4.Mose 22,12

Damit war nun der König nicht zufrieden, und er verspricht Bileam reicht zu belohnen. Also geht er nochmals zu Gott, und siehe da:

In der Nacht kam Gott und sagte zu Bileam: »Wenn die Männer gekommen sind und dich holen wollen, dann geh ruhig mit ihnen; aber tu nur das, was ich dir sagen werde.«
4.Mose 22,20

Scheinbar hat sich Gott die Sache nochmals überlegt und lässt Bileam gehen. Eigentlich fordert er ihn sogar dazu auf. Aber was lese ich da just auf der nächsten Zeile?

Am Morgen sattelte Bileam seine Eselin und machte sich mit den Abgesandten der Moabiter auf den Weg. Darüber wurde Gott zornig.
4.Mose 22,21

Ja was den nun? Zuerst darf er nicht gehen, dann doch. Und wenn er endlich geht, wird Gott auch noch zornig!
In seinem Zorn stellt er Bileam einen Engel in den Weg und lässt einen Esel sprechen. Interessant. Jedenfalls sieht Bileam seine Schuld ein und bietet an, die Reise sofort abzubrechen:

»Ich habe Unrecht getan«, sagte Bileam. »Ich habe nicht gewusst, dass du dich mir in den Weg gestellt hattest. Ich werde sofort umkehren, wenn du mit dieser Reise nicht einverstanden bist.«
4.Mose 22,34

Aber nein, er darf weiterreisen:

»Geh ruhig mit diesen Männern«, sagte der Engel des Herrn. »Aber du darfst nur sagen, was ich dir auftrage.« So folgte Bileam weiter den Abgesandten des Königs.
4.Mose 22,35

Scheinbar hatte Gott hier einen schlechten Tag und wollte den netten Bileam ins Messer laufen lassen. Kann ja jedem mal passieren. Doch auf der nächsten Seite steht noch das:

Du darfst nicht meinen, Gott sei wie ein Mensch! Er lügt nicht und er ändert niemals seinen Sinn. Denn alles, was er sagt, das tut er auch. Verspricht er etwas, hält er es gewiss.
4.Mose 23,19

Und daraus soll noch jemand schlau werden.

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Finanzierung

Niemand arbeitet freiwillig. Auch nicht, wenn der Chef Gott ist:

Weiter sagte der Herr zu Aaron: »Für den Dienst, den ihr mir leistet, bekommt ihr einen Teil von den Opfergaben, die die Leute von Israel mir bringen. Dies gilt für alle Zukunft.
4.Mose 18,8

Die oberste Riege der Geistlichen musste sich also keine Sorgen mehr machen. Es geht aber noch weiter:

Außerdem gehört euch alles in Israel, was mir unwiderruflich geweiht worden ist, auch alle Erstgeburten bei Mensch und Tier, die mir von den Israeliten gebracht werden.
4.Mose 18,14

Das ist nun natürlich reichlich unpraktisch: Was will man schon mit allen erst-geborenen Menschen? Zum Glück hat Gott eine Lösung:

Doch müsst ihr anstelle der erstgeborenen Kinder einen entsprechenden Geldbetrag annehmen. Das Gleiche gilt für die Erstgeburten von solchen Tieren, die nicht als Opfer zugelassen sind. Für die erstgeborenen Kinder sind, wenn sie das Alter von einem Monat erreicht haben, fünf Silberstücke zu entrichten, gewogen nach dem Gewicht des Heiligtums.
4.Mose 18,15-16

Als ich das letzte mal über finanzielle Abgaben geschrieben habe, wurde ich im Kommentar darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um eine einmalige Aktion gehandelt hat. Nicht so hier:

Diese Vorrechte gelten für alle Zukunft. Sie sind in meinen Augen so unwiderruflich wie ein Vertrag, der durch gemeinsames Essen von Salz besiegelt worden ist.«
4.Mose 18,19

Hier liegt also der Grundstein für den Reichtum der Kirche!

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Hölle

Bis jetzt starben die Menschen einfach. Es wurde noch kein Wort darüber verloren, was danach passiert. Nun würde ich behaupten, hier den ersten Hinweis auf die Hölle gefunden zu haben:

So stürzten sie alle lebendig in die Totenwelt hinunter und die Erde schloss sich über ihnen. Ohne eine Spur zu hinterlassen, waren sie mitten aus der Gemeinde heraus verschwunden.
4.Mose 16,33

Diese nur als Randnotiz. Kein weiterer Kommentar.

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Gnädig

Auf einer Seite kommt folgender Satz so oder ähnlich gleich fünf mal vor:

Das ist ein Opfer, das den Herrn gnädig stimmt.
4.Mose, 15,7

Ich begreife einfach nicht, wie man an einen Gott glauben will/kann/soll, denn man die ganze Zeit gnädig stimmen muss! Sollte Gott nicht per se gnädig sein?
Er kommt mir vor wie ein Kind vor, dem man die ganze Zeit Süssigkeiten geben muss, weil es sonst gleich die ganze Wohnung verwüstet.

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Leben

Hier habe ich eine interessante Äusserung gefunden:

Sage zu ihnen: Ich, der Herr, schwöre euch: Was ihr da gesagt habt, lasse ich in Erfüllung gehen – so gewiss ich lebe!
4.Mose 14,28

Gott lebt? Impliziert dies also nicht auch, dass er sterblich ist? Wenn nicht, sollte es dann nicht heissen „so gewiss ich bin“? Wenn Gott sterblich wäre, könnte es also sein, dass es ihn inzwischen gar nicht mehr gibt? DAS sind mal Fragen!

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Fleisch

Nachdem Mose am Berg Sinai alle Gebote und Regeln empfangen hat, machte sich das Volk Israel wieder auf den Weg ins gelobte Land. Kaum unterwegs wurde das Volk unruhig und verlangte nach etwas anständigem zu essen:

Wenn uns doch nur jemand Fleisch verschaffen würde! 4. Mose 11,4

Dem würden man nun grundsätzlich mal zustimmen. Immerhin ist das ganze Volk in der Wüste, und da gibt es nun mal nicht allzu viel zu beissen. Interessant finde ich es aber in diesem Zusammenhang:

Alles in allem brachten die zwölf Stammesoberhäupter als Gaben für die Einweihung des Altars:
12 Silberschüsseln und 12 Silberschalen mit einem Gesamtgewicht von 27600 Gramm;
12 Goldschalen mit einem Gesamtgewicht von 1440 Gramm, gefüllt mit Weihrauch;
12 Stiere, 12 Schafböcke und 12 einjährige Schafe als Brandopfer sowie die dazugehörigen Speiseopfer;
12 Ziegenböcke als Sühneopfer;
24 Rinder, 60 Schafböcke, 60 Ziegenböcke und 60 einjährige Schafe als Mahlopfer.
4.Mose, 7,84-88

Für irgendwelche Opferrituale scheint es also füglich Tiere vorrätig zu haben, aber nicht als Speise für das gemeine Volk. Das finde ich einerseits sehr fragwürdig. Auf der anderen Seite darf es Mose auch nicht erstaunen, wenn mit diesem Politik das Volk unruhig wird. Vom Glauben alleine hat halt auch niemand gelebt.
Noch eine interessante Randbemerkung: Bei jedem Mahlopfer erhält der Priester einen gewissen Anteil am Fleisch. Schon damals hatte die Obrigkeit der Kirche also nichts leiden, während sich die Leute mit trockenem Brot durchseuchen mussten.

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